Wir wollen deshalb in der Kommission konkrete Ergebnisse verhandeln und nicht erbauliche Vorträge anhören. Deshalb muss sich die Kommission genügend Zeit und Raum für Diskussionen geben. Wir brauchen handfeste Vorschläge für die kommende Wahlperiode. Es geht um einen Instrumentenkasten für den nachhaltigen Umbau der Gesellschaft, um Leitplanken für die Wirtschaft. Dieses Zukunftsthema müssen die Fraktionen im Bundestag miteinander und nicht gegeneinander diskutieren.
Die Wachstumsdebatte läuft international. So hat der französische Präsident Sarkozy die Stiglitz-Sen-Kommission für neue Wachstums-Indikatoren einberufen. Wir müssen nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch Verbrauch und Drehzahl messen. Schon unser heutiges Wirtschaftssystem lebt ökologisch gesehen auf Pump. Im vergangenen Jahr lag der Tag, an dem der weltweite Ressourcenverbrauch die Fähigkeit des Planeten zu ihrer Regeneration überstieg (Earth Overshoot Day) am 21. August. Vor 20 Jahren war dieser Tag noch am 7. Dezember. Ein weiter so kann es deshalb nicht geben, mit dieser Wirtschaftsweise zerstören wir unsere Wachstumschancen von morgen.
Deutschland muss als führendes Industrie- und Exportland eine Vorreiterrolle spielen. Denn in der weitgehenden Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch liegen enorme wirtschaftliche Herausforderungen und Chancen. 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Sie alle wollen Wohnung, Nahrung und Mobilität. Darauf müssen wir Antworten finden. Die alte Gleichung, dass Wachstum gleich Wohlstand und Arbeitsplätze ist, funktioniert nicht mehr. Arbeitsmärkte und soziale Sicherungssysteme des 21. Jahrhundert müssen deshalb viel unabhängiger - vielleicht komplett unabhängig - vom Wachstum ausgestaltet werden.