Wachstums-Enquete soll konkrete Handlungsempfehlungen erarbeiten

17. Januar 2011 | Pressemitteilungen Bundespolitik, Bundespolitik | 
Zur heutigen Konstituierung der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages "Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität - Wege zu nachhaltigem Wirtschaften und gesellschaftlichem Fortschritt in der Sozialen Marktwirtschaft" erklären Kerstin Andreae, Obfrau in der Enquete-Kommission und Dr. Hermann Ott, Mitglied in der Enquete-Kommission:   Die Enquete soll die gesellschaftliche Debatte bündeln und voran treiben: Wie können ein gewisser Wohlstand, soziale Gerechtigkeit und Demokratie vereinbart werden mit den Grenzen eines endliches Planeten? Wachstum und Ressourcendurchfluss durch unsere Ökonomien müssen weitgehend entkoppelt werden. Die Zeit drängt.

Wir wollen deshalb in der Kommission konkrete Ergebnisse verhandeln und nicht erbauliche Vorträge anhören. Deshalb muss sich die Kommission genügend  Zeit und Raum für Diskussionen geben. Wir brauchen handfeste Vorschläge für die kommende Wahlperiode. Es geht um einen Instrumentenkasten für den nachhaltigen Umbau der Gesellschaft, um Leitplanken für die Wirtschaft. Dieses Zukunftsthema müssen die Fraktionen im Bundestag miteinander und nicht gegeneinander diskutieren.

Die Wachstumsdebatte läuft international. So hat der französische Präsident Sarkozy die Stiglitz-Sen-Kommission für neue Wachstums-Indikatoren einberufen. Wir müssen nicht nur die Geschwindigkeit, sondern auch Verbrauch und Drehzahl messen. Schon unser heutiges Wirtschaftssystem lebt ökologisch gesehen auf Pump. Im vergangenen Jahr lag der Tag, an dem der weltweite Ressourcenverbrauch die Fähigkeit des Planeten zu ihrer Regeneration überstieg (Earth Overshoot Day) am 21. August. Vor 20 Jahren war dieser Tag noch am 7. Dezember. Ein weiter so kann es deshalb nicht geben, mit dieser Wirtschaftsweise zerstören wir unsere Wachstumschancen von morgen.

Deutschland muss als führendes Industrie- und Exportland eine Vorreiterrolle spielen. Denn in der weitgehenden Entkopplung von Wachstum und Ressourcenverbrauch liegen enorme wirtschaftliche Herausforderungen und Chancen. 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Sie alle wollen Wohnung, Nahrung und Mobilität. Darauf müssen wir Antworten finden. Die alte Gleichung, dass Wachstum gleich Wohlstand und Arbeitsplätze ist, funktioniert nicht mehr. Arbeitsmärkte und soziale Sicherungssysteme des 21. Jahrhundert müssen deshalb viel unabhängiger - vielleicht komplett unabhängig - vom Wachstum ausgestaltet werden.